Catalogus pastorum
Die Pastoren der evangelisch-lutherischen Gemeinde Niedersachswerfen
Wolfg
ang Hermann Hugo
Bornschein
* 8. Juli 1930 in Berlin-Schöneberg
† 16. Oktober 2012 in Berlin-Pankow
[] 2. November 2012 in Teltow
[1]
| Vater:
Felix Edwin Bornschein
* 16. Juni 1899 in Abtlöbnitz
† 24. Februar 1964 in Teltow
Postbeamter
| Mutter:
Erna Betty Liesbeth Bornschein geb. Töpfer
* 18. August 1901 in Abtlöbnitz
† 8. Februar 1973 in Niedersachswerfen
| Schulischer Bildungsweg:
- 1937–1941 Grundschule in Teltow
- 1941–1943 Otto-Lilienthal-Gymnasium in Berlin-Lichterfelde
- 1943–1946 Oberrealschule in Naumburg an der Saale
- 1946–1949 III. Zwölfjahresschule in Jena
Abitur: Sommer 1949
| Studium der Theologie:
- Wintersemester 1949/50 bis einschließlich Sommersemester 1950 in Jena
- Wintersemester 1950 bis einschließlich Sommersemester 1955 an der Humboldt-Universität in Berlin
- Erste Theologische Prüfung: 6. Juni 1955 in Berlin
- Zweite Theologische Prüfung: 4. Juli 1958 in Eisenach
| Ordination: 11. März 1956 in Eisenach/Stadtpfarrkirche St. Georgen
| Pfarrstellen:
- 1955 Vikar in Großschwabhausen
- 1955–1956 Vikar in Bucha bei Jena
- 1956–1958 Hilfsprediger in Bucha
- 1958–1959 Hilfspastor in Bucha
- 1959–1994 Pastor in Niedersachswerfen [2]
| Ruhestand: ab 1. Juli 1994
- 1994–2000 in Bad Gandersheim
- 2000–2012 in Rüdersdorf bei Berlin
| Mitgliedschaften:
- Mitglied der Christlich Demokratischen Union (CDU) in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR)
- Mitglied der Arbeitsgruppe Christliche Kreise beim Kreisausschuß der Nationalen Front in Nordhausen am Harz
- ab 1990 Mitglied der Christlich Demokratischen Union (CDU) in der Bundesrepublik Deutschland
- 1990–1992 Mitglied der CDU-Fraktion im Kreistag in Nordhausen am Harz, Mitglied im Innenausschuß und Ausschuß für Vergangenheit
- 1990–1992 Gemeindevorsteher in Niedersachswerfen
| Ehefrau: Heirat 1956 mit Dr. med. Annemarie Sauerbrey
[1] Die Beisetzung erfolgte auf dem Grab der Eltern.
[2] Im Herbst 1993 ergab die Überprüfung der Abgeordneten des Kreistages in Nordhausen durch die damalige Gauck-Behörde,
daß Wolfgang Bornschein von 1969–1989 vom Ministerium für Staatssicherheit der DDR (MfS) als Inoffizieller Mitarbeiter (IM)
geführt wurde. Daraufhin erfolgte ab 15. Oktober 1993 seine Beurlaubung und zum 1. Juli 1994 die Versetzung in den Ruhestand.
Am 17. Juli 1994 verabschiedete sich Wolfgang Bornschein mit einem Gottesdienst von der Gemeinde.
Die Bewertung seiner Kontakte zum Ministerium für Staatssicherheit spaltete die Kirchengemeinde, den Kirchenvorstand und
selbst Familien und wirkte über viele Jahre nach. Neben diesem schweren Erbe hinterließ Wolfgang Bornschein seinem Nachfolger
ein Chaos in der Verwaltung, dessen Beseitigung mehrere Jahre beanspruchte.
Literatur:
- Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der EKKPS (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Band 1: Biogramme A–Bo. Leipzig 2003, S. 468
- Bornschein, Annemarie: Der histotopochemische Nachweis von Polysacchariden in den sensiblen und motorischen Nervenzellen
der weißen Ratte. Jena 1960 (Inaugural-Dissertation)
- Remy, Dietmar: Opposition und Verweigerung in Nordthüringen (1976–1989). Duderstadt 1999, S. 64, Punkt 8
- Remy, Dietmar: Sekt, Pralinen und echte Schildkrötensuppe : die Versuche der DDR-Staatsorgane, der Kirchenleitung die Fortsetzung
des "Thüringer Weges" schmackhaft zu machen,
in: Seidel, Thomas A. (Hrsg.): Gottlose Jahre? : Rückblicke auf die Kirche im Sozialismus der DDR. Leipzig 2002, S. 74
(Schriftenreihe: Herbergen der Christenheit. Sonderband 7)
- Glaß, Reinhard: Album der Konfirmierten und Catalogus pastorum der Parochie Niedersachswerfen für die Zeit von 1907 bis 1966. Nordhausen 2007
Anzeigen | Zeitungsartikel:
- Pastor i. R. Wolfgang Bornschein † (Todesanzeige),
in: Kirchliches Amtsblatt für die Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers. 127. Jahrgang. 2013, Nr. 1, S. 36
- Pfarrer i. R. Wolfgang Bornschein † (Todesanzeige),
in: Amtsblatt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. 5. Jahrgang. 2013, Nr. 1, S. 12
- Resultate der Überprüfung durch Gauck-Behörde. Mandat zurückgegeben, sechs Mitarbeiter wurden entlassen,
in: Harz-Kurier. 1993, Nr. 233 vom 13. Oktober 1993, S. 1
- Dienstbeurlaubung für Pfarrer Bornschein ausgesprochen,
in: Harz-Kurier. 1993, Nr. 242 vom 16. Oktober 1993, S. 2
- Bornschein, Michael: In Sachen meines Vaters. „Wo liegt der Wahrheit Grund?”,
in: Harz-Kurier. 1994, Nr. 120 vom 26. Mai 1994, S. 2
- Kirchenleitung verfaßte Erklärung zum „Fall Bornschein”. Gegen Dienstaufnahme,
in: Harz-Kurier. 1994, Nr. 123 vom 30. Mai 1994, S. 1
- Mehrere Abgeordnete unter Stasi-Verdacht. 40 Nordhäuser Parlamentarier wurden überprüft,
in: Thüringer Allgemeine / Nordhäuser Allgemeine. 4. Jahrgang. 1993, Nr. 241 vom 14. Oktober 1993, S. 1
- Pfarrer Bornschein legte seine Mandate nieder,
in: Thüringer Allgemeine / Nordhäuser Allgemeine. 4. Jahrgang. 1993, Nr. 241 vom 14. Oktober 1993
- Pfarrer vom Dienst beurlaubt. Kirche um faire Aufklärung der Stasi-Vorwürfe bemüht,
in: Thüringer Allgemeine / Nordhäuser Allgemeine. 4. Jahrgang. 1993, Nr. 243 vom 16. Oktober 1993
- Förstmann, H.: Nichts ist da bewiesen, doch man beurlaubte ihn vom Amt (Leserbrief),
in: Thüringer Allgemeine / Nordhäuser Allgemeine. 4. Jahrgang. 1993, Nr. 257 vom 2. November 1993
- Kirchenleitung tritt erst Sonntag an Öffentlichkeit. Erklärung zum Niedersachswerfener Pfarrer,
in: Thüringer Allgemeine / Nordhäuser Allgemeine. 1994, Nr. 121 vom 27. Mai 1994
- Pfarrer Bornschein geht in den Ruhestand. Die Pfarrstelle wird wieder neu besetzt,
in: Thüringer Allgemeine / Nordhäuser Allgemeine. 1994, Nr. 124 vom 31. Mai 1994
Quellen:
- BStU - Die Behörde des Bundesbeauftragten für die Stasi-Unterlagen (ehem. »Gauck-Behörde«) | Stasi-Akte Wolfgang Bornschein (Kopie mit Schwärzungen)
- Evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Niedersachswerfen | Pfarrarchiv, Nr. 203: Akte Wolfgang Bornschein (1993–1994)
- Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKMD) | Landeskirchenamt
- Evangelische Kirchengemeinde Teltow | Friedhofsverwaltung
- Stadtverwaltung Bad Gandersheim | Bürgerbüro
- Stadtverwaltung Nordhausen am Harz | Stadtarchiv, Bestand Standesamt, Sterberegister Nr. 65/1973: Bornschein geb. Töpfer, Liesbeth Erna Bettie
- Verbandsgemeinde Wethautal | Standesamt, Bestand Abtlöbnitz, Eheregister Nr. 2/1926: Bornschein, Felix Edwin mit Töpfer, Erna Betty Liesbeth
- Universitätsarchiv der Humboldt-Universität Berlin
- Mitteilungen von Dr. Dipl.-Phys. Reinhart Brüning, Hennef an der Sieg
- Mitteilungen von Hans-Jürgen Jeske, Niedersachswerfen
Bildnachweis:
- Privatbesitz Pastor i. R. Gerhard Knuth, Ilfeld | Bildausschnitt
Die Aufnahme entstand am 10. Dezember 1961 nach dem Ordinationsgottesdienst für die Vikare Gerhard Knuth (Ilfeld) und
Gerhard Ricker (Königshütte) vor der Kirche St. Georg-Marien in Ilfeld, an dem Wolfgang Bornschein als Assistent mitwirkte.
Bildhinweis:
- Evangelisch-lutherische Landeskirche Hannovers | Landeskirchliches Archiv, Bestand S 2, Nr. 358