Der Umfang des Schaffens von Conrad Wilhelm Hase übersteigt das übliche Bauvolumen eines deutschen Architekten im 19. Jahrhundert erheblich.
Seine Bauprojekte vollständig zu ermitteln, ist schwierig, weil Hase nur lückenhafte Werkverzeichnisse überlieferte. Mit der Zerstörung seines
Hauses (»Hasenburg«) im Zweiten Weltkrieg ging der Hauptteil seines Nachlasses verloren. Glücklicherweise wurde schon vor dem
Zweiten Weltkrieg ein Teil seines zeichnerischen Nachlasses dem damaligen Bau-Museums-Verein übergeben (heute im Stadtarchiv Hannover).
Dieser erhaltene Bestand ist zwar umfangreich, ermöglicht aber nicht die Aufstellung eines vollständigen Verzeichnisses. In vielen Archiven und
Museen in Norddeutschland muß noch geforscht werden, um ein vollständiges Bild des Haseschen Schaffens zu gewinnen.
Conrad Wilhelm Hase strebte nicht nach Austauschbarkeit der Stile je nach Charakter der Bauaufgabe – wie die Architekten des vorhergehenden
Klassizismus – sondern nach einem einzig richtigen, zeitgemäßem Universalstil für alle Bauaufgaben. Allerdings änderte sich sein Stildogma
mit deutlichen Zeitgrenzen. Das ist zwar an den Bauausführungsdaten nicht abzulesen, weil zwischen Planung und Ausführung oft eine Zeit von
vielen Jahren lag. Eine genaue Chronologie der Planungsdaten läßt jedoch erkennen, daß er von 1848–1852 alle Entwürfe im Rundbogenstil zeichnete.
Vom Frühjahr 1853 an waren seine Zeichnungen nur noch von gotisierenden Formen gekennzeichnet. Seit 1859 entwarf er alle Bauten in einer eigenen
neugotischen Formensprache (»Hasik«). Allerdings wich er manchmal auch von seinem Stil-Credo ab, wenn es die lokalen Befunde und
historischen Zusammenhänge erforderten. Aus seiner neugotischen Phase sind auch einige wenige neuromanische Entwürfe bekannt.
Als im Jahre 1968 Hases 150. Geburtstag gefeiert wurde, waren 213 Werke bekannt. Durch Zufall und gezielte Recherchen konnten in den
nachfolgenden Jahren und Jahrzehnten viele weitere Hase-Bauten entdeckt werden. Gegenwärtig sind etwa 340 Werke bekannt; hinzu kommen
Baugutachten und Preisgerichtstätigkeiten. Sicher werden in den nächsten Jahren noch weitere Werke entdeckt.
Das von Prof. Dr.-Ing. Günther Kokkelink (1932–2013) seit 1965 gesammelte Material zum Leben und Schaffen von Conrad Wilhelm Hase
befindet sich im
Stadtarchiv Hannover
Bestand 3.NL.518: Nachlass Günther Kokkelink - Hannoversche Bausammlung
Umfang: 3078 Verzeichnungseinheiten
Findbuch: https://www.arcinsys.niedersachsen.de