Architekt, Städteplaner, Bauunternehmer und Politiker / Vater: Maximilian Wallbrecht, Landwirt / Mutter: Dorothea Wallbrecht geb. Bornemann /
Maurerlehre in Hannover und Elze (Gesellen-Prüfung in Elze) / Besuch der Baugewerkschule in Nienburg / 1856–1861 Studium an der Polytechnischen Schule
in Hannover, Schüler von Conrad Wilhelm Hase u. a. / 1861–1862 auf Wanderschaft in Köln, Nürnberg, München; Studium an der Kunstakademie in München /
1862–1863 auf Wanderschaft in Österreich und Italien / 1863 Maurermeister-Prüfung in Hannover / ab 1863 Mitarbeiter im Baugeschäft von Karl Lange (1811–1867),
Hofsteinmetz- und Maurermeister in Hannover (Schwager von Ferdinand Wallbrecht); ab 1865 Teilhaber / 1867 Tod von Karl Lange → Übernahme des Baugeschäftes
durch Ferdinand Wallbrecht / 1872 Gründung der »Hannoverschen Baugesellschaft«, eine Umwandlung/Neugründung des Architekturbüros und Bauunternehmens
von Ferdinand Wallbrecht (heute noch als
Wilhelm Wallbrecht GmbH & Co. KG existent) / 1883 Königlicher Baurat / ab 1886 Bürgervorsteher
der Stadt Hannover, ab 1890 Worthalter / ab etwa 1886 Reduzierung der eigenen Entwurfstätigkeit zugunsten einer politischen Steuerung und Beeinflussung des
Baugeschehens / 1891 Senator im Stadtrat von Hannover, gleichzeitig Abgeordneter im hannoverschen Provinzial-Landtag / 1892 Wahl zum Mitglied des Preußischen
Abgeordnetenhauses / 1893 Besuch der Weltausstellung in Chicago (USA) / 1903–1905 Abgeordneter der Nationalliberalen Partei (NLP) für den Wahlkreis Hameln-Springe
im Reichstag in Berlin / 1903 USA-Reise
Mitgliedschaften: ab 1860 Mitglied der Verbindung »Corps Saxonia« in Hannover / ab 1866 Mitglied im Architekten- und
Ingenieur-Verein in Hannover / 1886 Gründungsmitglied des Kunstgewerbe-Vereins in Hannover / ab 1888 Mitglied der
»Bauhütte zum weißen Blatt« in Hannover / Mitglied in Aufsichtsräten zahlreicher Unternehmen der Stadt Hannover
Gründer bzw. Mitgründer folgender Firmen und Fabriken:
- Lindener Eisen- und Stahlwerke AG (LES)
- Hannoversche Portland-Cementfabrik (HPC)
- Bürgerliches Brauhaus Hannover
- Hannoversche Immobilien-Gesellschaft
- Lippische Zuckerfabrik Aktiengesellschaft in Lage-Lippe
- Ummeln-Sehnder Gewerkschaft
- Kali-Gewerkschaft Hildesia (Bergwerk)
- Besitzer bzw. Erwerber von Steinbrüchen am Deister und in Osterwald
- Als eigene Residenz erwarb Ferdinand Wallbrecht das Rittergut Hornoldendorf, südlich von Detmold.
Ab 1886 bewirkte Ferdinand Wallbrecht eine Erneuerung der Bodenpolitik der Stadt Hannover (Grundstücksverkauf und -erwerb),
sowie der städtischen Ver- und Entsorgung (Kanalisation, Gasanstalt usw.). Zahlreiche Projekte der Stadt Hannover beeinflußte
er planerisch (Neues Rathaus, Maschpark, Tiergarten, Eisenbahnlinien Hannover–Altenbeken und Elze–Löhne, Bau des Mittellandkanals).
Nach Ferdinand Wallbrecht wurde die Ferdinand-Wallbrecht-Straße in 31008 Elze, die Ferdinand-Wallbrecht-Straße
in 30163 Hannover und die Wallbrechtbrücke in Lübeck benannt.
Werke (soweit bekannt):
- Einige Bauten liegen an den von Ferdinand Wallbrecht neu angelegten Straßen.
- 1868/1869 Hannover, Prinzenstraße 4 und 6 (früher Nr. 19 und 20): Wohnhausgruppe (Doppelhaus); erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Georg Hägemann, Hannover
- Anfang der 1870er Jahre Aufstockung von Haus Prinzenstraße 6
- 1869–1910 Hannover, Davenstedter Straße: Amerikanische Dampfziegelei F. Wallbrecht mit zwei Lehmgruben
am westlichen Abhang des Lindener Berges; nicht erhalten
- Wenige, stark umgebaute Reste der Ziegelei stehen noch auf den heutigen Gewerbegrundstücken
Bernhard-Caspar-Straße 1 und 3. Eine der Lehmgruben ist auf dem Gelände der Kleingarten-Kolonie
»Bergfrieden« als Bodensenkung noch erkennbar.
- 1869–1870 Hannover, Göttinger Straße 14 (früher: Göttinger Straße 9–20, sowie mehrere Nebenstraßen):
Werksiedlung »Klein-Rumänien« (später »Hanomag-Siedlung«); nicht erhalten
- Bauherr: Maschinenfabrikant Bethel Henry Strousberg, Hannover-Linden
- in Zusammenarbeit mit Architekt Georg Hägemann, Hannover
- 1869–1871 Othfresen: Eisenwerk
- Bauherr: Maschinenfabrikant Bethel Henry Strousberg, Hannover-Linden
- 1870 Hannover, Prinzenstraße 8 (heute)/Ecke Alexanderstraße: Wohn- und Bürohaus; erhalten
- möglicherweise in Zusammenarbeit mit Architekt Georg Hägemann, Hannover
- 1870 Hannover, Deisterstraße 81/83 (heute): Direktorenvilla für die Maschinenfabrik Strousberg (später Hanomag); erhalten
- 1912 Neugestaltung der Fassade durch Architekt Heinrich Schmidt für den neuen Besitzer Fritz Ahrberg, Wurstfabrikant
- 1872 Hannover, Wilhelm-Busch-Straße 8 (früher: Parkstraße 2): Villa Caspar; nicht erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Emil Schreiterer
- 1873 Hannover, Bartweg: Asphaltfabrik Ferdinand Wallbrecht; nicht erhalten
- um 1910 abgerissen bei der Anlage der Lindener Hafenbahn
- Anfang 1870er Jahre Hannover, Bartweg/Bauweg: »Baufabrik« Ferdinand Wallbrecht; nicht erhalten
- Anfang 1870er Jahre Hannover: Fabrikanlagen der Lindener Maschinenfabrik (später Hanomag)
- Bauherr: Maschinenfabrikant Bethel Henry Strousberg, Hannover-Linden
- 1873–1874 Hannover, Georgstraße 38 (früher Nr. 16, später Nr. 24): Wohn- und Geschäftshaus der Provinzial-Disconto-Gesellschaft
- in Zusammenarbeit mit Architekt Ludwig Brockmann, Hannover
- ab 1879 »Haus Bühring«, später »Opernkonditorei«
- im Zweiten Weltkrieg beschädigt
- Erdgeschoßzone erhalten, Obergeschosse modern wiederaufgebaut
- 1874–1876 Hannover, Bauweg 34/Holzstraße 1 und 2/Steinstraße 11 (heute): Arbeiterkolonie; nicht erhalten
- 1875 Hannover, Königstraße 30/Ecke Eichstraße und Nachbarhaus Königstraße 31 (heute): Doppelmietshaus; nicht erhalten
- um 1875 Hannover, Alexanderstraße 2 (früher und heute): Wohn- und Geschäftshaus; erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Gustav Heine, Hannover
- 1875–1876 Hannover, Vahrenwalder Str. 92 (heute)/Ecke Dragonerstraße 35/37, bis zur Rosenbergstraße und
Isernhagener Straße (früher: Vahrenwalder Straße 24, dann Nr. 46a): Königliches Militär-Reit-Institut;
teilweise erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Eduard Schuster, Hannover
- Die schönen Frontbauten (Hauptgebäude) an der Vahrenwalder Straße wurden 1975 für den Neubau des
Freizeitheims Vahrenwald (Architekt: Rolf Ramcke) abgerissen.
- um 1875/1877 Hannover, Vahrenwalder Straße 1 (früher)/Ecken Kasernenstraße und Wörthstraße:
Wohngebäude für den Chef des Königlichen Militär-Reit-Instituts mit Nebengebäude; nicht erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Eduard Schuster, Hannover
- heute Straßenfläche der Hamburger Allee/Einmündung in die Vahrenwalder Straße
- 1877 Hannover, Lavesstraße 20 (heute: Berliner Allee 49/Ecke Walter-Gieseking-Straße):
Königliches Medizinal-Kollegium für Anatomie; nicht erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Emil Schreiterer
- 1877 Hannover, Reuterstraße 10 (früher und heute): Deutsches Theater (»Stadttheater«); nicht erhalten
- Eröffnung: 16. September 1877
- 1878 Hannover, Am Hohen Ufer (früher: Am Marstall 3): Einbau eines Konzerthauses in das alte Reithaus (17. Jahrhundert); nicht erhalten
- Eröffnung: 30. Dezember 1878
- 1878 Hannover, Georgstraße 19/Ecke Kanalstraße (heute): Wohn- und Geschäftshaus; nicht erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Emil Schreiterer
- 1879 Hannover, Georgstraße 46 (früher): Wohn- und Geschäftshaus; nicht erhalten
- heute Straßenfläche der verbreiterten Georgstraße
- 1879 Hannover, Nordmannstraße 20/Ecke Georgstraße: Wohn- und Geschäftshaus; nicht erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Emil Schreiterer
- heute Straßenfläche der verbreiterten Georgstraße
- 1879–1880 Hannover, Schiffgraben 10 (heute): Provinzial-Ständehaus (später Landtag); erhalten
- in Zusammenarbeit mit den Architekten Emil Schreiterer und Karl Hantelmann
- heute Finanzministerium des Landes Niedersachsen
- 1879–1881 Hannover, Georgstraße 32a (früher Nr. 14, zeitweise Nr. 19/20)/Ecke Karmarschstraße: Polytechnikum bzw. Polytechnische Schule; nicht erhalten
- Umbau zum »Hotel Continental«
- in Zusammenarbeit mit Architekt Gustav Heine, Hannover
- 1882 Hannover, Ständehausstraße 7 (heute)/Ecke Georgstraße 14a: Wohn-und Geschäftshaus; nicht erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Karl Hantelmann, Hannover
- 1882 Hannover, Karmarschstraße 25 (früher: Grupenstraße 16)/Ecke Ständehausstraße (ehem. Eingangsecke der »Passage«):
Geschäftshaus; nicht erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Karl Hantelmann, Hannover
- 1882 Hannover, Karmarschstraße 19 (früher und heute): Wohn- und Geschäftshaus; nicht erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Karl Hantelmann, Hannover
- 1882 Hannover, Karmarschstraße 27 (früher Nr. 15): Wohn- und Geschäftshaus; nicht erhalten
- in Zusammenarbeit mit Architekt Karl Hantelmann, Hannover
- 1882 Hannover, Karmarschstraße 40/Ecke Schmiedestraße (früher: Marktstraße 58): Marktwache; nicht erhalten
- 1840–1842 nach Plänen von Stadtbaumeister August Andreae erbaut
- Umbau/Aufstockung durch Ferdinand Wallbrecht
- 1978 abgerissen
vermutlich von Ferdinand Wallbrecht:
- 1888 Hannover, Große Pfahlstraße 22 (früher Nr. 10): Mietshaus mit Geschäften im Erdgeschoß; nicht erhalten
- bis 2003 gut erhalten, dann abgerissen
- um 1890 Hannover, Sedanstraße 31 (heute)/Ecke Große Pfahlstraße (früher: Große Pfahlstraße 8): Mietshaus; nicht erhalten
Städtebauliche Projekte von Ferdinand Wallbrecht:
- 1868 Hannover: Planung einer »Centralstraße«, einer neuen Verbindungsstraße vom Hauptbahnhof
bis zum Bahnhof Fischerhof in Linden
- nur ein Teilstück ausgeführt: Karmarschstraße
- 1870 Hannover: Planung einer geradlinigen Verlängerung der Goethestraße bis nach Linden; nicht ausgeführt
- 1871 Hannover: Planung der Bödekerstraße
- ab 1873 Hannover: Anlage der Bödekerstraße mit Seitenstraßen
- ab 1875 Hannover: Verlängerung der Goethestraße bis zum Goetheplatz
- 1876 Hannover: Anlage der Nordmannstraße (Umgestaltung des Steintorviertels)
- um 1877 Hannover: Anlage der Scholvinstraße
- ab 1879 Hannover: Anlage der Münzstraße (Umgestaltung des Steintorviertels)
- 1879–1881 Hannover: Anlage/Durchbruch der Karmarschstraße (früher: Grupenstraße)
- 1. Bauabschnitt: vom Kröpcke bis zum Alten Rathaus
- 1879–1881 Hannover: Anlage der Ständehausstraße (früher: »Passage«)
- 1883–1887 Hannover: mehrfache Planung einer monumentalen »Alleestraße«; nicht ausgeführt
- ab 1885 Hannover: Anlage der Holscher- und Rumannstraße (Villenkolonie)
- Seitenstraßen der Bödekerstraße → 1871
- 1888 Hannover: Raschplatz; teilweise ausgeführt
- ab 1888 Hannover: Anlage der Hohenzollernstraße mit Nebenstraßen
- 1889–1890 Hannover: Anlage/Durchbruch der Karmarschstraße (früher: Grupenstraße)
- 2. Bauabschnitt: vom Alten Rathaus bis zum Friederikenplatz
- 1889 Hannover: Planung einer Verlängerung der Friedrichstraße (Friedrichswall) bis zur
Hildesheimer Straße, mit neuen Seitenstrassen; nach 1900 ausgeführt
- um 1890 Hannover: Verlängerung der Sedanstraße bis zur Alten Celler Heerstraße
- 1891 Hannover: Durchbruch/Anlage der Ebhardtstraße
- 1892 Lübeck-St. Jürgen: Anlage der Moltkestraße zur besseren Erschließung von Gut Marli
- Anlage des ausgedehnten Villenviertels Marli
- 1897 Hannover: Durchbruch/Anlage der Limburgstraße
- 1898 Hannover: Verbreiterung/Neuanlage der Heiligerstraße
- Ende 1890er Hannover: Anlage der Ferdinand-Wallbrecht-Straße als Verlängerung der Boedekerstraße
- 1899–1901 Pläne für den Bau des Mittellandkanals (Rhein-Weser-Elbe-Kanal); ab 1906 ausgeführt
- Belgrad (Serbien): Hauptstadtplanung - Zentrum mit öffentlichen Gebäuden, Parlament usw.; nicht ausgeführt
Veröffentlichungen von Ferdinand Wallbrecht:
- Das neue Militär-Reit-Institut zu Hannover,
in: Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover. NF Band 24. 1878, Heft 3, Sp. 309–314
- Provinzial-Ständehaus zu Hannover,
in: Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover. NF Band 27. 1881, Heft 3, Sp. 367–368 (I)
in: Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover. NF Band 27. 1881, Heft 4, Sp. 537–538 (II)
- Der Bebauungsplan der Stadt Hannover (Vortrag),
in: Zeitschrift des Architekten- und Ingenieur-Vereins zu Hannover. NF Band 34. 1888, Heft 4, Sp. 330–335