Hygienischer Abendmahlskelch (Dr. K. Ellrich)
aus: Die Medizinische Welt. 1. Jahrgang. 1927, Nr. 28, S. 1024–1025
Vor kurzem führte mir ein langjähriger Besitzer eines Sanatoriums
für Lungenkranke, Hermann Trenkner in Sülzhayn, einen von ihm erfundenen
Abendmahlskelch vor. Da die Erfindung auf hygienischem Gebiet für die Allgemeinheit
von Interesse ist, möchte ich auch hier darauf hinweisen.
Es handelt sich um einen Abendmahlskelch mit eingeschraubten, silbernem Einsatz,
welcher durch leichte Bewegungen des Kelches eine geringe Menge Wein abgibt; der
Vorgang der Weinabgabe wiederholt sich automatisch immer wieder: die Weinmenge ist
so berechnet, daß sie auch von den schwächlichsten und kränklichsten Abendmahlsgästen
aufgenommen werden kann; ein Zurückfließen von Weinresten, welche bereits mit dem
Munde des Abendmahlsgastes in Berührung gekommen sind, ist völlig ausgeschlossen,
so daß Krankheitskeime, deren Verbreitung bei der alten Form des Abendmahlskelches
Tür und Tor geöffnet war, nicht übertragen werden können und der Wein stets nur in
sauberster, unberührter Weise abgegeben wird.
Der Kelch hat einen aus glasartiger, zäher Masse hergestellten Aufsatz, der in vier
Teile geteilt ist und an der Seite kleine Griffe hat, so daß der Aufsatz selbst nicht
berührt zu werden braucht. Sobald die vier Teile benutzt sind, wird der Aufsatz
fortgeworfen und durch einen neuen ersetzt; die Ersetzung kann ohne Schwierigkeit
vorgenommen werden; jeder Abendmahlsgast bekommt auf diese Weise stets ein sauberes,
unbenutztes Mundstück.
Der Genuß des heiligen Abendmahl ist so den strengsten Anforderungen der Hygiene
entsprechend möglich; eine Übertragung von Krankheitskeimen ist bei Benutzung
dieses Kelches ausgeschlossen.
Durch diese Erfindung ist ein seit Jahrzehnten immer mehr fühlbar machender
Übelstand beseitigt.
Auch die Gefahr, daß die evangelische Kirche den von Luther eingeführten
Gemeinschaftskelch wieder verliert, was bei Einführung des Einzelkelches oder
Patentkelches der Fall gewesen wäre, ist durch diese Erfindung behoben.