»Das Sanatorium soll am Sackberge auf Parzelle N. 55–56, Kartenblatt N. 9 der Gemarkung Sülzhayn für Herrn Hermann Trenkner
errichtet werden. Die ärztliche Leitung wird Herr Dr. med. Stein.Sülzhayn übernehmen.
Die Fundamente werden Bruchsteinmauerwerk, während das Treppenhaus sowie die Sockel in Brandstein-Mauerwerk hergestellt werden.
Die Schornsteine werden vom Grund auf gerade hoch geführt und in Brandsteinen in der Größe von 15x20 resp. |1| 25x25cm ausgeführt.
Sämmtliche Mauern werden in Fußbodenhöhe gegen Grundfeuchtigkeit isoliert.
Die Umfassungswände werden in Fachwerk hergestellt, Außenwände mit Brandsteinen, Lochsteine, ausgesetzt, innen und außen geputzt,
außen sichtbares Holzwerk mit Oelfarbe gestrichen. Die Innenwände sind ebenfalls Fachwände mit Gipssteinen ausgesetzt und beidseitig
verputzt.
Alle Räume erhalten Leimfarbenanstrich; dem Verkehr dienende Räume werden bis auf 1,70m Höhe mit Oelfarbenanstrich versehen.
Die Putzflächen der Außenseiten erhalten Anstrich mit wetterfester Farbe.
Sämmtliche Decken, mit Ausnahme der Decken des Treppenhauses, werden Balkendecken mit Gipsputz auf Rohrung und Schalung, erhalten
Schwarteneinschnitte auf Latten mit Lehmentirung. Die Zimmerecken sowie die Deckenanschlüsse an den Wänden werden voutenartig ausgerundet.
Sämmtliche zum Aufenthalt der Kranken dienende Räume erhalten Linoleum auf Gipsestrich.
Die Küche sowie die Aborte, Bäder und der Korridor im Erdgeschoß erhalten Terrazzo Fußboden auf Betonunterlage. Die Privatwohnräume
im Erdgeschoß erhalten Holzfußboden auf Lager. Die Vorratskeller sowie der Keller für Heizung und Beleuchtung erhalten Zementfußboden.
Das Dach ist Holzkonstruktion und werden die Untersichten in den Zimmern verschalt und verputzt. Als Bedachung werden rote Ziegel
auf Latten verwandt.
Der Turm, in Holz ausgeführt, wird mit Schiefer resp. Zink bekleidet, ebenso die Dachluchten, Kehlen u.s.w.
Die Fenster der Krankenzimmer sind dreiteilig; die beiden unteren Flügel zum Öffnen, während der obere Flügel zur Regulirung der
Entlüftung drehbar eingerichtet ist.
Das Treppenhaus, ganz massiv, erhält Eisenbetondecken und Moniertreppen mit Terrazzobelag und erhalten die Stufen 16cm Steigung und
28cm Auftritt. Die Decke wird Rabitzdecke und unter den Sparren befestigt. Die angebauten Toiletten erhalten ebenfalls massiven
Fußboden mit Terrazzo, Trennungswände aus Gipsdielen, sowie genügende Entlüftung durch Dunstrohre. Die Fäkalien werden durch
Tonnensystem beseitigt.
Die Liegehalle ist am Sanatorium angebaut, und wird unten zu Wohnräumen benutzt. Die oberen Liegehallen sind aus gehobelten Fachwerk
mit Brettbekleidung, rauhen Fußboden mit Linoleumbelag, und das Dach als Doppelpappdach mit geruchloser Pappe auf nach unterwärts
gehobelter Schalung eingedeckt, hergestellt.
Das Sanatorium erhält in den unteren Räumen die Privatwohnräume, Arztzimmer und Einzelzimmer. In den oberen Räumen den Speisesaal
mit darüber befindlichen Tageraum, Lese- & Schreibzimmer, Isolierzimmer und div. Einzelzimmer und Bad. Im Dachgeschoß befinden
sich noch 2 große Krankenzimmer und die Kammern für das Personal. Der Raum für Heizung etc. befindet sich unter der Küche, die
massiven Fußboden erhält. Die Anstalt hat 3 Zimmer für zusammen 10–11 Personen und 19 Einzelzimmer, 1 Isolierraum.
Zur Einnahme der Mahlzeiten dient der Speisesaal, welcher durch Aufzug mit der Küche verbunden ist.
Das Sanatorium ist an die Ortswasserleitung angeschlossen, so daß einwandfreies Wasser in genügender Menge vorhanden ist.
Sämmtliche Zimmer, Flure und Treppen, Säle etc. erhalten Warmwasserheizung resp. Radiatorheizkörper mit glatten Wandungen.
Für die Privatwohnräume sind vorläufig eiserne Oefen vorgesehen.
Als Beleuchtung erhält die Anstalt sowie teilweise der Garten eine Benoid-(Luftgas) Anlage und wird der Apparat im Keller
untergebracht, während die Benoidmasse außerhalb des Gebäudes in einer Grube aufbewahrt wird. Der Behälter wird dann mit
dem Apparat durch eine Rohrleitung verbunden.
Die Küchen- und Hausabwasser werden durch eine Kläranlage (biologisches Verfahren) geklärt und in die Sülze abgeführt.
Im Nebengebäude befindet sich das Leichenhaus, das Waschhaus für die Anstaltswäsche und der Desinfektionsraum, in welchem
eine Abteilung für Verbrennung des Sputums in einem hierfür geeigneten Apparat vorgesehen ist. Diese Nebenanlage wird durch
Umpflanzen von Sträuchern etc. den Blicken der Patienten soweit möglich entzogen.
Die Verbindung des freiliegenden Sanatoriums mit der Dorfstraße soll durch einen über den Sülze-Bach führende Brücke hergestellt werden.
Die jetzt als Wiese benutzte Parzelle wird durch Anlegung von Promenaden, Bepflanzen mit Bäumen und Strauchwerk als Garten hergestellt.
Das Sanatorium soll den Namen „Erholung” erhalten. Die Trennung der Geschlechter findet durch Einzelzimmer n. Etagen statt.
Der Besitzer, Kaufmann Hermann Trenkner, wird die Anstalt persönlich leiten.
Sülzhayn 23.4.1906
Hermann Trenkner
Benneckenstein 23.4.1906
Bergh & Fettke
C. Hincke«
1 respektive = beziehungsweise, oder
»Der Bau des Sanatoriums wurde im Frühjahr 1906 in Angriff genommen und so beschleunigt, daß dasselbe im Februar 1907
seiner Bestimmung übergeben werden konnte. Ein wie großes Bedürfnis die Errichtung der Anstalt war, ist daraus zu ersehen,
daß dieselbe bereits ca. 3 Monate nach Eröffnung voll besetzt war und auch stets geblieben ist. Der Andrang war ein
ständig steigender. Trotzdem in der kurzen Zeit schon zweimal vergrößert ist, so daß die Anstalt jetzt 36 Betten hat, bei
der Eröffnung 25, können zeitweise nur die Hälfte bis zwei Drittel der sich Anmeldenden aufgenommen werden; es ist deshalb
eine nochmalige bedeutende Vergrößerung in absehbarer Zeit in Aussicht genommen.
Ein großer Wert ist auf die Besonnung gelegt, auf dem besonntesten Grundstück der ganzen Gegend ist die Anstalt erbaut,
etwas erhöht und frei gelegen und doch durch die den Ort umschließenden prachtvoll bewaldeten Berge gegen rauhe Nord- und
Ostwinde geschützt.
Die Einrichtungen des Sanatoriums entsprechen den strengsten Anforderungen der Hygiene. Die Fußböden sämtlicher Räume,
Korridore usw. sind mit Linoleum belegt. Sämtliche Zimmerdecken sind mit Ölfarbe gestrichen, die Wände der Zimmer sind
mit abwaschbarer Salubratapete beklebt oder in Öl gemalt. In den Gesellschaftsräumen ist Teccotapete verwandt. Das Prinzip
der leichten Desinfizier- und Abwaschbarkeit ist überall durchgeführt. Eine angenehme, gleichmäßige Erwärmung des ganzen
Gebäudes wird durch Zentralheizung bewirkt, sämtliche Zimmer, Korridore, Treppenhaus usw. sind mit leicht regulierbaren
Heizkörpern versehen. Die Beleuchtung in allen Räumen und Liegehallen geschieht durch Benoid-Luftgas, das in eigener
Anlage hergestellt wird. Dasselbe ist vollständig giftfrei und gibt ein sehr helles und schönes Licht. In Kürze wird
elektrisches Licht eingerichtet. Die Abwässer werden nach biologischem Verfahren gereinigt. Eine Kanalisation des ganzen
Ortes soll noch in diesem Jahre durchgeführt werden. Als Sicherheitseinrichtungen gegen Feuersgefahr ist die Anstalt
mit Pluvius- und Minimax-Feuerlöschapparaten ausgerüstet und mit einer Blitzableiteranlage versehen.
Die Anstalt hat Anschluß an die Ortsquellwasserleitung und verfügt somit über ein vorzügliches, einwandfreies Trink-
und Gebrauchswasser.
Die meisten Zimmer sind Einzelzimmer und sind alle nach Süden gelegen, wodurch gerade in den kurzen Wintertagen eine
starke Ausnutzung der Sonnenwärme bewirkt wird. Aber trotz der starken Besonnung an den heißesten Sommertagen bleiben
die hohen luftigen Zimmer angenehm kühl.
Die Zimmer sind sämtlich behaglich und bequem eingerichtet. Die besseren Zimmer haben echte Möbel, um auch verwöhnteren
Ansprüchen gerecht zu werden.
Die Liegehallen sind unmittelbar an die Anstalt angebaut, sehr sonnig und durch breite Flügeltüren von der Anstalt
abgeschlossen. Sie sind von den Korridoren bequem zu erreichen und ist die Durchführung der so überaus wichtigen
Freiluftkur bei jeder Witterung möglich (außerdem sind noch einige schön gelegene Gartenliegehallen vorhanden).
Für die Unterhaltung der Kurgäste ist in ausreichendem Maße gesorgt. Gesellschafts-, Musik- und Lesezimmer mit
verschiedenen Gesellschaftsspielen, Bibliothek sowie verschiedenen Tageszeitungen und Zeitschriften.
Die das Sanatorium umschließenden ca. 7000qm großen Gartenanlagen sind mit bequemen Wegen versehen und schließen
unmittelbar an den Wald an. Die Wege sind infolge des durchlässigen Bodens und der Kiesschüttung bei jeder Witterung,
auch nach den stärksten Regengüssen sofort wieder trocken und passierbar. Eigener Spielplatz mit Krocket und
Bocciaspielen.
Es wird in jeder Weise für das Wohl der Kurgäste gesorgt und sind die bisher erzielten Heilerfolge als außerordentlich
günstige zu bezeichnen.«
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