Sanatorium für Lungenkranke in Sülzhayn a. Harz
Seiten- und Vorderansicht
»Das in Grundrissen, Schnitten und Ansichten dargestellte Sanatorium für Lungenkranke ist von dem Baumeister
Otto Hackelberg aus Ellrich entworfen und in Sülzhayn, einem am Fuße des Harzes herrlich von Wald umgebenen Kurorte,
von der Firma Bergh & Fettke aus Blankenburg im Harz kürzlich im Rohbau fertiggestellt.
- Das Gebäude, mit einem Sockel aus rotem Dolomitbruchstein, ist vollständig aus Holz in Steinfachwerk
ausgeführt und soll mit einem äußeren, 1cm starken, aufgetragenen Zementbesenputz versehen werden. Das Dach
ist mit roten Falzziegeln, die Türme mit ebensolchen Biberschwänzen abgedeckt.
- Die Holzteile der Ansichten erhalten einen dunkelblauen Oelfarbenanstrich, während die Gefache mit
einer grauweißen, wetterfesten Farbe gestrichen werden sollen. Alle als Verzierung geltenden Holzteile und
Verkleidungen werden mit einer Goldfarbe abgetönt.
- Die innere Einrichtung ist im Stil neuer Richtung gehalten. Das Sanatorium ist für Privatkranke mit
Herren- und Damenabteilung eingerichtet und hat Dampfheizung erhalten; die Beleuchtung erfolgt durch
elektrische Anlage.
- Da das Hauptgebäude am Abhange eines Berges liegt, so ist die Liegehalle vor dasselbe projektiert. Die Hauptfronten
liegen nach Südost.
- Im Kellergeschoß befindet sich die Wohnung des Inspektors, die Küche mit Speiseaufzug und separatem
Eingang für die Lieferanten, ferner Spül- und Vorratsraum, Waschküche, zwei Klosetts, zwei Bäder, ein Raum
für Heizungs- und Lichtanlage, ein Kohlen- und ein Holzraum.
- Das Erdgeschoß enthält Speisesaal mit Büfett und Servierraum, Aerztezimmer, Haupt- und Nebentreppe,
11 Krankenzimmer, Klosett für Damen und Herren.
- In der ersten Etage befinden sich 16 Krankenzimmer.
- Im Dachgeschoß liegen fünf Krankenzimmer, vier Kammern für das Personal und Raum für schmutzige Wäsche
mit Aufzug von der Waschküche aus.
- Eine Liegehalle, welche in der nächsten Nummer abgebildet wird, ist mit dem Hauptgebäude durch einen
überdeckten Gang verbunden. Zwischen beiden Gebäuden, wie auch um dieselben herum, werden Anlagen geschaffen.
Der dicht angrenzende Wald ist mit schönen Wegen und Ruhebänken versehen.«
»Beiliegende Pläne zeigen den Entwurf eines Sanatoriums, wie solches auf Wunsch des Heilstätten-Inspectors
Herrn Otto Timm in Sülzhayn, für sein Grundstück vor dem Heidberge, Gemarkung Sülzhayn, Kartenblatt 8, Parzelle
Nr. 54-56 projectiert wurde.
- Es sollen im Kellergeschoß, die Privatwohnung, die Wirtschaftsräume mit Küche pp und Raum für die Heizung
und Kohlen, sowie 2 Badzimmer untergebracht werden.
- Im Erdgeschoß befinden sich 11 Krankenzimmer, Abteilung für Damen und Herren getrennt. Ferner der Speisesaal,
das Ärztezimmer und ein getrennter Abort für Herrn und Damen.
- Desgleichen sind in der 1. Etage 16 Krankenzimmer angeordnet und Aborteinrichtung wie vor. Die beiden
Eckzimmer an der Vorderfront sind turmartig ausgebaut. Das Treppenhaus springt vor und ist als Erker ausgebildet;
auch sind an Vorder- und Seitenansichten Balkone angeordnet. Im Dachgeschoß befinden sich 4 Zimmer,
sowie 5 Kammern und Bodenraum. Sämmtliche Zimmer sind geputzt und die Ecken ausgerundet.
- Das Kellergeschoß soll massiv, die übrigen Geschosse in Fachwerk ausgeführt werden. Das Treppenhaus ist massiv
gedacht und die Treppe feuersicher angeordnet.
- Die Fassade ist bis zum Kellergeschoß fachweise geputzt und die Ecken mit Quader eingefaßt. Die
Fachausmauerung wird aus Greussener Tuffsteine angefertigt. Ferner ist in der Mitte ein Holzgiebel und an den
beiden Seiten Türme mit verkuppelten Dächern angeordnet.
- Das Hauptdach soll mit Falzziegel eingedeckt werden. Die Turmdächer erhalten Schieferdeckung. Das Kellergeschoß wird
scheitrechte Decke zwischen eisernen Trägern. Die anderen Etagen erhalten Balkendecke. Sämmtliche Zimmerdecken
werden in Gipsmörtel auf Bretterfachung geputzt.
- Die lichte Höhe der Etage beträgt: Im Kellergeschoß – 2,70m, im Erdgeschoß 4,00m, in der 1. Etage 4,00 und in dem
Dachgeschoß 3,50m. Im nördlichen Seitenflügel ist eine Nebentreppe angeordnet. Die Speisen werden mittels Aufzuges
von der Küche in den Speisesaal befördert. Der Luftinhalt der Krankenzimmer bewegt sich zwischen 45,08 und 61,40cbm.
Die Entleerung bzw. Abfuhr des Dunges aus den gut auscementierten und luftdicht überwölbten Abortgruben geschieht
mittels Pumpe und Dungwagen.
- Im besonderen Gebäude, getrennt vom Sanatorium, befindet sich die Totenstelle, Isolierraum und Privatwaschküche. Die
Waschküche der Kranken befindet sich im Sanatorium. Sämmtliche Fußböden werden wasserdicht hergestellt, die
Schornsteinwangen erhalten eine Stärke von 25cm. Die directe Lichtgröße der Fenster für die Krankenzimmer ist nicht
unter 2,00qm. Die Desinfizierung geschieht durch Aufstellung eines Schiering'schen Apparates im Totenraum. Die
Vernichtung des Auswurfes soll durch Verbrennung stattfinden.
Ellrich, den 30. August 1904
Hugo Hackelberg, Zimmermeister
Otto Timm«