Wirtschaftsgebäude (ehem. Wohnhaus) mit Speisesaal (ehem. Remise)
»Erläuterungsbericht!
Nach anliegenden Zeichnungen beabsichtigt der Unterzeichnete Theodor Rassenberg, seine von Herrn Brömme käuflich erworbenen Gebäude Hausnummer 18, in welchen bis jetzt Landwirthschaft betrieben wurde, zu einer Lungenheilanstalt umzubauen.Es sollen folgende Gebäude verändert resp. |1| neugebaut werden.
Wohnhaus zum Wirthschaftsgebäude.
Scheune zum Schlafzimmer.
Stallgebäude zum Schlafsaal, Trockenraum und Absonderungszimmer.
Remise zum Speisesaal.
Neubau Abort, Klär-Bassins, mit Zu und Abfluß, Aschen und Müllgrube und Liegehalle.
Das Wohnhaus soll restauriert und dann als Wirthschaftsgebäude benutzt werden. Die hier angrenzende
Remise soll als Speisesaal umgebaut werden, wie aus Zeichnung (Blatt 2) ersichtlich ist. Die erste
Etage sowie auch das Erdgeschoß, mit Ausnahme des Lesezimmers, sollen nur zu privaten Zwecken benutzt
werden (Grundriß Blatt 2, Schnitte Blatt 2)
Die Scheune besteht nur aus dem Erdgeschoß und sollen hierin 4 Zimmer zu a 2 Betten und 1 Zimmer zu
4 Betten eingerichtet werden. Die Fenster erhalten eine Abmessung von 0,90m Breit 2,0m Höhe mit 1,50qm
Licht. Die Oberlichte derselben sind mit Lüftungsvorrichtungen versehen. — Der Korridor ist 1,75m
breit und ließ sich in anbetracht der Balkenlage nicht gut breiter legen und bitte ich diese Breite
genehmigen zu wollen. Die direkte Lichtfläche welche den Korridor beleuchtet beträgt 4,10qm und ist
derselbe auch gut lüftbar. Die Etagenhöhe ist 4,10m. Die Ecken sämmtlicher Zimmer und Korridors sind
ausgerundet, sowie die Wände abwaschbar. Auch sind die angeführten Räume heizbar. Der Luftraum für je
1 Lagerstelle beträgt 33,40–34,16cbm |2|, die Bodenfläche 8,75qm. Wegen der geringen Differenz
bitte ich den Luftraum als genügend zu genehmigen. Die Fußböden sämmtlicher Räume sind aus besten
Gipsestrich und wasserdicht mit Linoleumläufer hergestellt. Die Wände sind aus Bruchsteinfachwerk.
(Grundriß Blatt 2, Schnitte Blatt 1)
Schlafräume (ehem. Scheune) und Schnitt durch den Schlafsaal (ehem. Stallgebäude)
Der an die Hinterfront der Schlafräume grenzende Abort besteht aus 2 Aborten 1 Pissoir und heizbarer
Vorraum. Die Aborte sind Tonnensystem mit Dunstabzug zum Dach hinaus. Auch hier sind die Räume hell
und gut lüftbar. Die Fundamente sind mit Cement gemauert (Grundriß Blatt 2, Schnitt Blatt 1).
Das Erdgeschoß des Stalles ist massiv aus Bruchsteinen erbaut. Als Räume sollen unten eingerichtet
werden, 1 Vorraum, 1 Absonderungszimmer und 1 Trockenraum, sämmtlich durch massive Mauern getrennt
mit separaten Eingängen vom Hofe. Im Vorraum befindet sich die Treppe und ist dieselbe feuersicher
angelegt. Die Breite beträgt 1,30m. Die Stufen haben eine Steigung von 16cm und einen Auftritt von
28cm. Auch erhält der Vorraum unmittelbar Licht und Luft von außen. Das Absonderungszimmer erhält
3 Fenster von 1m Breite und 1,60m Höhe (Grundriß Blatt 2, Schnitt Blatt 3)
Die erste Etage des Stalles ist von Bruchsteinmauerwerk erbaut und soll als Schlafsaal für 9 Kranke
mit 318cbm |2| Luft 104,0qm Bodenfläche dienen. Der Vor und Waschraum erhalten Licht und Luft
unmittelbar von außen. Der Schlafsaal wird 16 Fenster a 0,85–1,20m und 6 Dachfenster mit 0,70–0,90m
Größe erhalten und pro Lagerstelle 1,50m Lichteinfall. Die Fenster sind auch hier leicht zu öffnen.
Alle Fußböden werden auch hier wasserdicht von Gipsestrich mit Linoleumläufer hergestellt. Die Ecken
werden ausgerundet und die Wände sind auch hier abwaschbar und mit Kalk verputzt.
(Grundriß, Ansicht und Schnitte Blatt 3)
Die Liegehalle wird neu erbaut werden, von Holz auf Bruchsteinfundament. Die Höhe beträgt 2,90m. Die
3 Seiten Norden, Osten und Westen werden mit Brettern zugeschlagen und nur die hohe Wand nach Süden
bleibt offen. Die Brüstung wird ebenfalls zugeschlagen. (Grundriß Blatt 2 und 1 Schnitt Blatt 1)
Der an die Giebelfront des Speisesaales grenzende Abort, wird von Bruchsteinfachwerk auf Fundamentmauerwerk
in Cement erbaut, ist ebenfalls Tonnensystem, wird jedoch nur von Besitzer und Personal gebraucht
werden. (Grundriß Blatt 2)
Der Brunnen befindet sich neben dem Wasch und Baderaum und ist bis unten ausgemauert. 1,0m von
Oberkante Erdreich ist dieses Mauerwerk in Cement ausgeführt und verputzt, um das eindringen des
Tageswassers zu verhindern. Auch ist derselbe wasserdicht abgedeckt und kann bis zu 6cbm |2|
Wasser pro Tag liefern. (Brunnen siehe Blatt 2)
Der Abfluß des Spül und Waschwassers geschieht durch Röhren und reinigt sich in den Klär-Bassins
(Detail hierzu Blatt 1) von wo aus es dann seinen Weg zur Sülze nimmt. Die Höhe der Klär-Bassins von
Oberkante Fußboden bis Unterkante Zu und Abflußrohr beträgt 1,20m. Die Bodenfläche beträgt 1m im Quadrat.
Die Bassins sind vollständig wasserdicht mit Cement gemauert. Die Reinigung dieser Bassins geschieht
14täglich nach vorheriger Desinfektion mittest Jauchepumpe und Fuhrfaß. (Grundriß der Bassins Blatt 2
und 1 Schnitt Maßstab 1:50 Blatt 1). Die Entleerung der Aborttonnen sowie der Aschen und Müllgrube
geschieht je nach Bedarf, damit eine Überfüllung derselben ausgeschlossen bleibt.
Die Lage der ganzen Anstalt ergiebt sich aus den Lageplänen Blatt 1 und 4 und ist insofern als günstig
zu bezeichnen, als das ganze Terrain von Bergen umschlossen und so gegen Wind und Wetter geschützt ist.
Alles übrige ist aus den anliegenden Zeichnungen Blatt 1–4 ersichtlich.
Um baupolizeiliche Genehmigung bittet
Theodor Rassenberg
Sülzhayn den 8. Februar 1901«
1 respektive = beziehungsweise, oder
2 Kubikmeter
Text- und Bildnachweis: