| 1. | Der Hahn
Der Wetterhahn auf der Kirchturmspitze symbolisiert die Worte Jesu an seinen Jünger Petrus:
»Wahrlich, ich sage dir: In dieser Nacht, ehe der Hahn krähet, wirst du mich dreimal
verleugnen.« (Matthäus 26, Vers 34)
Die sich mit dem Wind ändernde Stellung des Wetterhahnes führt dem Menschen seine wetterwendische
Haltung gegenüber sich selbst und der Gesellschaft vor Augen. Das Wort »Wendehals« – eine
Wortschöpfung des Umbruchs der Jahre 1989/1990 in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) –
oder das geflügelte Wort »die Fahne nach dem Wind hängen«, finden im Wetterhahn
ihren Ausdruck.
Der stets gegen die Windrichtung gerichtete Blick des Hahnes ist eine Aufforderung an den Menschen,
standhaft zu bleiben. Der Wetterhahn appelliert auch an die Kirche, Gottes Wort nicht dem
politisch-gesellschaftlichen Zeitgeist entsprechend anzupassen bzw. auszulegen.
Unter der Überschrift "Was bedeutet der Turmhahn auf unseren Kirchtürmen?" ist in der
Allgemeinen Zeitung für Nordhausen, sowie die Kreise Grafschaft Hohenstein, Ilfeld, Sangerhausen,
Sondershausen und Worbis. 38. Jahrgang. 1929, Nr. 59 vom 11. März 1929, folgende Deutung
veröffentlicht:
»Der Hahn ist das alte Zeichen der Unsterblichkeit, er ist das Sinnbild des Asklepios, des
Gottes der Genesung; deswegen opferte Sokrates am Sterbetage dem Asklepios einen Hahn als Zeichen
der Unsterblichkeit. Aus dem gleichen Grunde kräht in der Todesgeschichte des Heilandes beim Todesurteil
der Hahn als Sinnbild des Weiterlebens. Aus diesem Grunde findet sich nicht nur auf christlichen
Kirchtürmen, sondern fand sich schon früher auch auf heidnischen Tempeln das Zeichen des Hahnes,
der einen neuen Morgen begrüßt...«
| 2. | Das Kreuz überwindet den Tod,
symbolisiert durch das Kreuz mit einem durch ein gleichschenkliges, um 45° geneigtes Kreuz quer
durchkreuzten Kreis.
| 3. | Die acht Seligpreisungen Jesu
Aus dem Mittelpunkt des Kreuzes verlaufen acht Geraden nach außen, gebildet durch die Schenkel des
senkrechten und des um 45° geneigten, gleichschenkligen Kreuzes. Diese acht aus einem Punkt kommenden
Linien symbolisieren die acht Seligpreisungen Jesu aus der Bergpredigt (Matthäus 5), die auch im
Malteserkreuz dargestellt werden:
- Selig sind, die da geistlich arm sind vor Gott; denn das Himmelreich ist ihr.
- Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
- Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
- Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
- Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit empfangen.
- Selig sind, die reinen Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
- Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
- Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn das Himmelreich ist ihr.
| 4. | Die Lilie
Die Enden des gleichschenkligen, um 45° geneigten Kreuzes sind mit einer Lilie besetzt, ebenso die
Querschenkel des Hauptkreuzes - letztere aber in angenäherter Form des Wappenzeichens der Bourbonen
(Fleur-de-lis), eines berühmten französischen Adelsgeschlechtes. Die Legende besagt, daß ein Engel
im Jahr 496 König Chlodwig eine Lilie übergab, als dieser das Christentum annahm.
Die Lilie gilt im Christentum als Zeichen der Reinheit und Unschuld. In der Bergpredigt Jesu verweist
sie auf die Fürsorge und Treue Gottes: »Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie
arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht« (Matthäus 6, 28). »So denn Gott das Gras auf dem
Felde also kleidet, das doch heute stehet, und morgen in den Ofen geworfen wird; sollte er das nicht
vielmehr euch tun? O ihr Kleingläubigen.« (Matthäus 6, 30) Gleichzeitig ist die Lilie Mahnung
unserer Treue zu Gott: »Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden... Denn wo euer Schatz ist,
da ist auch euer Herz.« (Matthäus 6, 19–21) Das Herz ist das biblische Sinnbild der Glaubenstreue.