Dienstag, 10. Juli 1906
Heute eigentl. der erste schöne Tag, wennschon zeitweise auch wieder Himmel
bedenklich bezogen ist. Zum Frühspaziergang kann immer noch nicht kommen,
da zu spät ins Bett gelange. Möchte auch nichts übertreiben. Bin tüchtig müde
von Arbeit, die von 8 ½h. mit zwei Stunden Mittagspause bis 6 ½
abends dauert. Aber es schafft. Habe Kr. |1| dazu bekommen, dß seine
Privatsprechstunde mitmache, denn nur so kann ich die Patienten kennen lernen.
Alle kommen mir freundlich entgegen. Mittags großer Ausflug zu Wagen nach Sachsa
zu irgend einem Trarra. Ich mache Abds. |2| zweistündigen Spaziergang
in Wald. Hatte gebeten mir Butterbrode zu reservieren, da an Abendessen nicht
teilnehmen konnte. Handl |3| berichtete Gutes u. schickte Paket.
U. A. |4| Knickebrod |5|, das bei Kr. |1| großen Anklang findet.
|1| Dr. med. Emil Kremser (1859–1947), Chefarzt an der Knappschafts-Heilstätte Sülzhayn
|2| abends |3| Johanna Kleffel geb. Kühnemann (1874–1937), Ehefrau von Dr. med. Richard Kleffel |4| unter anderem |5| Knäckebrot |