Mittwoch, 12. September 1906
Wetter unverändert, auch mein Befinden. Wir können 3. Patienten nachweisen,
daß sie Nachts ausgekniffen |1| u. in Kneipen sich herumgetrieben
haben. Setzen sie an Luft. Solcher Polizeidienst ärgert mich auch u. drückt
meine Stimmung noch mehr herab. Um sie zu heben mache Spaziergang nach Ellrich
mit – Dr. Wiemann |2| u. Fr. |3|, den beiden Hofmanns |4|
u. Wilh. |5| – um dort Militärkonzert zu hören (Einquartierung). Essen
sehr gut im »schwarzen Adler« – trotz Offiziersdiner – u. gehen
dann in Bürgergarten zur Musik. Sehr nett. Zu Wagen nach Hause.
|1| auskneifen = ausbüxen, abhauen, sich davonmachen, ausbrechen usw.
|2| Dr. med. Carl Wiemann (1860–1922), Leitender Arzt an mehreren Sanatorien im Dorf Sülzhayn |3| Elisabeth Wiemann geb. Stoltenberg-Lerche, genannt Else (1868–1957) |4| vermutlich Emil Hoffmann (1868–1945) und Wilhelm Atmer (1869–1952), Besitzer des Sanatoriums »Kurhaus« |5| Stud. med. Wilhelm Kühnemann (1883–1911), Schwager von Dr. med. Richard Kleffel |