Sonnabend, 22. September 1906
Wetter geradezu trostlos. Regen u. immer wieder Regen. Dabei aber wärmer
geworden. Mir geht heute aber etwas besser. Damit ich nicht übermütig werde
sofort wieder tüchtigen Aerger. Patienten wird Essig serviert, der jeder
Beschreibung spottet. Dicke Dreckbrühe in der es von Fliegen wimmelt, gleichen
Satz zeigt Küchen Essigflasche. Ich muß Beschwerde darüber durchaus anerkennen,
um so mehr als ich erst vor kurzer Zeit darauf aufmerksam gemacht, dß Flaschen
nicht ohne Korken stehen sollen. Ich zeige das Frau Dr. H. |
1|, die
natürl. sofort wieder mit Entschuldigungen aller Art bei der Hand ist u. mir
einreden will, dß jener »Dreck« normaler Essigsatz sei. Na, das geht
mir über Hutschnur u. ich sage ihr wieder einmal meine Meinung über ihre Begriffe
von Sauberkeit u. da sie beständig widerspricht u. ihre Worte garnicht abwägt,
geraten wir tüchtig an einander. Ich breche schließlich Unterredung ab,
»da weder Lust noch Zeit habe mit ihr zu streiten, da sie doch nicht zu
belehren sei.« Spreche mit Dr. H. |
2| u. erkläre
[Fortsetzung der Aufzeichnungen unter dem 13. September 1906]
daß wenn desgl. noch einmal passierte, ich sofort abreisen würde. Es gäbe, trotzdem
ich ein gutmütiger Mensch sei u. mich redlich bemüt hätte ihnen zu helfen eine
Grenze über die hinaus ich mich nicht mißbrauchen lasse. Er gibt mir vollst. Recht,
bedauert lebhaft Wesen seiner Frau, die mit ihrem lebhaftem Temperament u. der
Unbeholfenheit mit deutscher Sprache, viel verderbe. Absicht mich zu ärgen hätte
nicht, sondern erkennte durchaus an, was ich ihnen geholfen. Na, letzteres ist mir
doch sehr zweifelhaft. Ich erkläre, dß ich über 30 d. M. |
3| keinesfalls
hier bliebe. Könne den Anforderungen nicht mehr genügen, sei abgearbeitet.
N. M. |
4| mit Kandidat Spaziergang.