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Marine-Generalarzt a. D. Dr. med. Richard Kleffel (1850–1919)
Leitender Arzt

Juli 1906

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August 1906

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September 1906

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Freitag, 7. September 1906
Heute schon wieder etwas warm, aber gemildert durch nicht unerhebliche Brise, sodaß gut zu ertragen. Anhaltende Nachlässigkeiten im Sanatorium, namentl. grobe Unsauberkeit in d. Küche, zwingen mich mit Frau H. |1| wieder ernsten Ton zu reden. Nehme kein Blatt vor Mund u. sage ihr offen, daß nicht mehr mitspiele, wenn in Verwalt. nicht mehr Ordnung käme. Hätte mich nun genügend geschunden, möchte nun auch Erfolg sehen. Auf meine Versich. eines solchen hätte Land. Vers. |2| Wiederbelegung des Sanat. zugestanden, nun müßte entsprech. gehandelt werden. Gegen jedes meiner Worte hat sie Schwall von Einwendungen, dämpfe aber u. gebe ihr meine Beweise, indem sie durch Haus führe u. sie die Mißwirtschaft sehen lasse. Da wird sie klein. Ihr Fehler, daß sie zuerst berechnet, was ihr das Sanat. abwerfen muß – u. ihre Ansprüche sind nicht gering – von dem was bleibt, will sie Patienten befriedigen. Dabei soll jeder der ihr
[Fortsetzung der Aufzeichnungen unter dem 6. September 1906]
aufs Äußerste ausgenutzt werden u. seine Arbeit dabei nicht einmal anerkannt werden. Nur sie leistet etwas. Ich bin überzeugt sie wird nie zur Ruhe u. auf grünen Zweig kommen. Die Schwester will auch wieder fort. Rede hinterher auch noch mit Dr. H. |3|, der mir Mißstände zugibt u. die oft unrichtigen Wege seiner Frau |1|. Handl |4| sendet prächtiges Obst, das Ahnherr |5| gestiftet hat. N. M. |6| mit Nunne |7| langen Spaziergang. Zum Abendessen erscheint Emil Hofmann |8| u. lade ich ihn hinterher zu Glas Rotwein auf meinem
[Fortsetzung der Aufzeichnungen unter dem 8. September 1906]
Zimmer ein, nachdem auf seine Anzapfungen hin Frau H. |1| immer nur so ausweichende Antworten gegeben, daß ich Eindruck hatte, daß ihr Sache nicht passe u. ich ihr Gefallen täte, wenn ich den Gast weiter versorgte. Sitzen ziemlich lange beisammen (auch Kandidat) | u. H. |8| erzählt Sülzhayner Historien, namentl. auch über glänzende Geschäfte die hiesige Sanatorien machen. Ich ärgere mich wieder über Wilh. |7| u. seine Manierenlosigkeit. H. |8| behandelt er, als wenn ihm gleichalterig u. seit Jahren bekannt. Dabei mit Getränken derart unbescheiden (schon vorher bei Tisch) als wenn alles seinetwegen da wäre. Ebenso großbasig in Unterhaltung. Keine Spur von Erziehung, Prototyp für Kühnem. Grundsatz, was ich brauche, muß ich haben.
|1| Marie Hirschfeld geb. Feraud verw. Stubbe (1869–1949), Besitzerin des Sanatoriums »Otto Stubbe«
|2| Landesversicherungsanstalt Brandenburg
|3| Dr. med. Hermann Hirschfeld (1875–1907), Leitender Arzt am Sanatorium »Otto Stubbe«
|4| Johanna Kleffel geb. Kühnemann (1874–1937), Ehefrau von Dr. med. Richard Kleffel
|5| Friedrich (gen. Fritz) Kühnemann (1840–1917), Kommerzienrat und Schwiegervater von Dr. med. Richard Kleffel
|6| Nachmittag
|7| Stud. med. Wilhelm Kühnemann (1883–1911), Schwager von Dr. med. Richard Kleffel
|8| Emil Hoffmann (1868–1945), Besitzer des Sanatoriums »Kurhaus« und Schwager von Dr. med. Emil Kremser
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