Mittwoch, 22. August 1906
Prächtiges Wetter, wenn auch etwas schwül. Witterungsextreme kennzeichnen aber
dieses Jahr. Ich mache mir Beschäftigung, denn das, was ich tun muß, ist schnell
erledigt. Langen Brief an Handl |
1|. N. M. |
2| halte den Pat.
Vortrag über Tuberkulose u. deren Behandl. Dann wandere zu Krems. |
3|
wo seit H's |
1| Abreise nicht gewesen. Aus vielseitiger Unterhalt.
interessiert mich am meisten, daß Kr. |
3| fest hofft, daß ich ihn von
Mitte Nov. ab 4 Wochen vertrete, während er Erholungsreise machen will. Sage
nicht fest zu, da erst sehen muß, wie meine Berliner Sachen laufen. Dann kommen
auf Frl. Wachs. |
4| Wie ich es mir dachte, differieren Erzählungen von
Kr. |
3| gewaltig mit dem, was KW. |
4| mir mitteilte. Gegenseitige
Befriedigung läßt fraglos viel zu wünschen übrig, aber Kr. |
3| meint,
daß Sache doch gehen würde, sofern KW. |
4| sich etwas ihren Wünschen u.
Gewohnheiten anpaßte. Klagen namentl. über das, was mich zuerst auch stutzig
gemacht hatte, lautes etwas manierenloses
[Fortsetzung der Aufzeichnungen unter dem 15. August 1906]
Benehmen u. übergroße Geschwätzigkeit. Ueberall rede mit u. wisse alles am besten,
sei es in Wirtschaft od. in irgend etwas anderem. Dabei leicht gekränkt, wenn man
widerspräche. Unangenehm wirke zu offene Darlegung des Verhältnisses zu ihren
Verwandten, an denen kein gutes Haar ließe u. Herausstreichen ihrer eigenen
Verdienste u. Person, letzteres oft in lächerlicher Weise – Triumphe bei Herren.
Damit langweile auch Pat., gegen die zudem zu formlos verkehre. Mit Mund leiste
alles, ob in d. Tat sei abzuwarten. Schließlich sei ansch. |
5| nicht aufrichtig,
kränqele |
6|, wenn es in ihren Kram passe. Mir sind Eröffnungen nichts
weniger als angenehm, zumal er Kr. |
3| sie voll bestätigt. Ich rate sich
nicht zu binden, wovon aber nichts wissen wollen. 9h. prächtiger Heimmarsch.