Dienstag, 18. September 1906
Zu der Unbehaglichkeit im hiesigen Dasein kommt nun noch Ungunst des
Wetters. Regnet fast ununterbrochen, Landstraße grundlos. Und Zimmer
sind derart feuchtkalt, das kaum darin auszuhalten. Dem entspechend
mein Befinden. Und nun wird mir noch eröffnet, daß mein Nachfolger
|1| erklärt hat, erst am 2/10 hier »eintreffen«
zu können, obschon wir (cfr 24/8) |2| fest abgemacht hatten,
daß er mich zeitig ablösen würde. Für mich bedeutete das ein
»Länger« von 6. Tagen u. das ist doch nicht zu verlangen.
Ich streike denn auch auf das Energischste, zumal meinerseits auch
nicht geringsten Grund habe zuvorkommend zu sein. Ich habe genügend
bereits gegeben, möchte nun auch einmal eine Rücksicht für mich.
Für ihn – Dr. H. |3| tun mir diese Unstimmigkeiten sehr leid,
da er ein anständ. Mensch. Aber wer kann helfen. Gegen Abd. |4|
sammele neues Grün für mein Zimmer.
|1| Dr. med. Alfred Hirschfeld (1873–1918), 1906–1908 Leitender Arzt am Sanatorium »Otto Stubbe«
|2| conferatur (lat.) = vergleiche |3| Dr. med. Hermann Hirschfeld (1875–1907), Leitender Arzt am Sanatorium »Otto Stubbe« |4| Abend |