Sonnabend, 21. Juli 1906
Hat wieder ganze Nacht hindurch gegossen und das dauert auch noch V. M. |1| an.
Kommt einmal Sonne durch dann brennt sie unerträglich u. die Luft ist schwül. Mit
Neuaufnahmen tüchtig zu tun. Werde gestört, da Kr. |2| mich bittet, einen Geh. Rat
vom Reichs Vers. Amt Bielefeld |3| die Anstalt zu zeigen. Nimmt mir sehr viel Zeit.
Vor Essen kann noch in Wald um neue Blumen für mein Vasen zu sammeln. Schmücke mein Zimmer
prächtig. Heute zum ersten Mal ohne Nachricht, worüber zunächst Postbote sich sehr verwundert
ausläßt. Ich schicke Handl |4| eine Handvoll getrockneter Muserons |5|.
N. M. |6| wieder tüchtig geschafft u. dann mit Dr. Locke |7| nach Rothesütte
gegangen u. die heute angekommenen Neffen Helmut u. Heini (Kadet) begrüßt. Zum Abendessen
wieder zu Hause.
|1| Vormittag
|2| Dr. med. Emil Kremser (1859–1947), Chefarzt an der Knappschafts-Heilstätte Sülzhayn |3| Geheimer Rat vom Reichsversicherungsamt in Bielefeld |4| Johanna Kleffel geb. Kühnemann (1874–1937), Ehefrau von Dr. med. Richard Kleffel |5| Musseron: nach Knoblauch riechender Pilz zum Würzen von Soßen |6| Nachmittag |7| Dr. med. Edwin Allen Locke (1874–1971), Hospitant aus Boston/Massachusetts (USA) |